Dr. Wolfgang Gmeiner, 1940-2017

Dr. Wolfgang Gmeiner war jahrelang Vortragender für Polynome, Gleichungssysteme und Graphentheorie beim Vorbereitungskurs für den Bundeswettbewerb. Er ist am Freitag, 7. Juli im Alter von 77 Jahren verstorben. Wir danken ihm für all sein Engagement für die Österreichische Mathematik-Olympiade und trauern mit seiner Familie um ihn.

Wolfgang Gmeiner wurde in Millstatt (Kärnten) geboren, besuchte unter anderem nach der Matura eine Fachschule für Landwirtschaft, begann das Studium der Theologie, führte das Studium der Medizin fast zu Ende und studierte schließlich in Wien Mathematik, Philosophie und Psychologie, Physik sowie Darstellende Geometrie. Bei Edmund Hlawka verfasste er seine Dissertation zum Thema "Färbungsprobleme von normalen Landkarten auf der Kugel", die im Jahr 1970 approbiert wurde. Beginnend mit dem Jahr 1967 unterrichtete er bis 2000 am Gymnasium in Spittal an der Drau und betreute dort jahrelang den einzigen Mathematik-Olympiadekurs Kärntens. Bis 2000 war er auch Vortragender beim Vorbereitungskurs für den Bundeswettbewerb und betreute die Gebiete Polynome, Gleichungssysteme und Graphentheorie. Im Jahr 1983 organisierte er den österreichisch-polnischen Mathematik-Wettbewerb in Kärnten und im Jahr 2006 das Training für die österreichische und südafrikanische IMO-Mannschaften vor der Abreise zur IMO nach Laibach. Für sein großes Engagement für die Österreichische Mathematik-Olympiade wurde er 2009 anlässlich der Vierzigjahrfeier der ÖMO im Bundesministerium geehrt.

Zu seinen mathematischen Lebensträumen gehörten ein computerunabhängiger Beweis des Vierfarbensatzes sowie der Beweis der Nichtexistenz ungerader vollkommener Zahlen; diese zu erfüllen, war ihm nicht vergönnt. Er war stets offen für verschiedene mathematische Fragestellungen; ein Tag ohne Sudoku war für ihn ein schlechter Tag. Seine Vielseitigkeit zeigte sich auch in seinen Freizeitbeschäftigungen. Er war begeisterter Alpinist, kümmerte sich um die Jugend im Alpenverein, war (Turnier-)Tänzer, Hobbykoch mit einem umfassenden Wissen über Pilze, war geprüfter Schilehrer, befuhr mit Kurzschiern Steilwände, verfasste einen Lyrikband, komponierte, spielte Orgel und hatte auch sonst eine große Liebe für die Musik. Einem guten Wein war er nicht abgeneigt. Manchem mag er zeitweise ein wenig schrullig und eigenwillig vorgekommen sein; eine Prise Selbstironie war ihm aber stets zueigen. Er lebte bescheiden, versuchte Ressourcen zu schonen und setzte sich in vielfältiger Weise für die Erhaltung der Natur ein.

Im Laufe seines Lebens hat er mehrere schwere Krankheiten überstanden, die letzte jedoch konnte er nicht mehr überwinden.

(Walther Janous und Clemens Heuberger)

Clemens Heuberger, 26. Juli 2017 18:59